Frühkindliche Reflexe

Wozu dienen „frühkindliche Reflexe“?

„Frühkindliche Reflexe“ dienen unserer geistigen sowie körperlichen Entwicklung und dies bereits während der Schwangerschaft, aber auch oder vor allem, im ersten Lebensjahr.

Nach der Geburt ist der Mensch noch nicht in der Lage, einfach aufzustehen und nach kurzem „Aufrappeln“ loszulaufen. Der Mensch kommt quasi unfertig auf die Welt. Zwar sind nahezu alle Nervenzellen gebildet, jedoch bestehen nur wenige synaptische Verbindungen. Die „Datenautobahnen“ müssen erst noch gebaut werden.

Frühkindliche Reflexe

Es bedarf einer Stimulation über unsere Nervenbahnen, die für eine Vernetzung der einzelnen Gehirnareale (Stammhirn, Kleinhirn, Basalganglien, Limbisches System, Cortex) sorgt. Ein bewusstes Handeln ist also zunächst noch gar nicht möglich und auch die Muskulatur, der Gleichgewichtssinn, sowie die Motorik sind noch nicht entsprechend ausgereift.

Wer hat all diese Fähigkeiten mit uns trainiert?

Jeder Mensch hat für einen bestimmten Zeitraum einen „Personaltrainer“ 
zur Verfügung stehen. Man nennt ihn auch „frühkindliche Reflexe“
Er trainiert mit uns über immer wiederkehrende Reize und wiederholende Bewegungsabläufe. Dadurch

  • werden synaptische Verbindungen im Gehirn geschaffen
  • Gleichgewicht trainiert
  • sehen und hören trainiert
  • Muskulatur aufgebaut
  • Grob- und Feinmotorik trainiert
  • Konzentration gefördert
  • Stress reguliert

Mit der Reifung des zentralen Nervensystems und dem Aufbau der Muskulatur, sollte der Personaltrainer sich nach und nach zurückziehen, denn wir sind nun in der Lage unsere Bewegungsabläufe selbst zu bestimmen. Geschieht dies nicht, ist dies ein Zeichen für eine neuronale Unreife, also fehlenden Nervenverknüpfungen im Gehirn. Die automatisch ablaufenden Bewegungsmuster werden unsere willentlichen Bewegungen immer wieder unterbrechen oder entgegenwirken/stören.

Zwar lernen wir im Laufe der Jahre meist, diese zu kompensieren, was aber zusätzlichen Energieaufwand bedeutet, welcher den eigentlichen Denkprozessen verloren geht. Die Folge sind Stress-Symptomatiken, körperliche Probleme, Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, innere Unruhe, Lern- und Verhaltensauffälligkeiten.

Reflexbeispiele und ihre Auswirkungen

Entstehung:               5. SSW (SSW=Schwangerschaftswoche)

Hemmung:                9. SSW

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:
Stress bei Augenkontakt, Berührung, Licht, Geräuschen, Geruch oder Geschmack. Wenn der Reflex noch aktiv ist sind die Schultern oft angespannt und werden gerne etwas hochgezogen. Die Menschen haben eher eine geringe Stresstoleranz und sind schüchtern bis ängstlich. Leiden meist unter Trennungsangst. Große Menschenmengen bedeuten Stress. Sie neigen zur Hochsensibilität. Oftmals möchten sie alles kontrollieren/steuern, da dies Sicherheit bedeutet, oder ziehen sich zurück. Die Körperhaltung ist eher schlaff und Sie haben nicht selten Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination. Gefühle können nur schwer geäußert werden.

Entstehung:               9.-12. SSW

Hemmung:                2.-4. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:
Lesen von schwarzer Schrift auf weißem Papier ist sehr anstrengend. Filtern von „wichtig“ und „unwichtig“ fällt schwer. (Können sich in Gruppen z. B. nicht auf das wesentliche konzentrieren). Gesteigerte Wahrnehmung im sensorischen Bereich wird von Stresshormonen (Adrinalin/Kortisol) begleitet. Dies belastet erheblich. Führt zu Stimmungsschwankungen und Konzentrationsmangel. Stressregulation ist erschwert. Immunschwäche, Allergien sowie Asthma treten vermehrt auf. Niedriges Selbstwertgefühl, Stimmungsschwankungen. Neigung zu ständig wiederholenden Verhaltensmustern. Kritik, Stress und Wettbewerb werden eher schlecht ertragen. Nicht selten kommt es zu Reiseübelkeit, Kopfweh oder Verstopfung.

Entstehung:               12. SSW

Hemmung:                8. – 10. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:
Wenig Selbstwertgefühl und eher ängstlich. Steht sich selbst und der Umwelt eher ablehnend gegenüber. Neigt zu Co-Abhängigkeit. Braucht viel Anerkennung.  Ist nicht gerne allein. Provoziert gerne. Probleme mit Autoritäten.

Entstehung:               12. SSW

Hemmung                 3. – 4. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

Wenig Selbstwertgefühl und eher ängstlich.

Orientierungs- und Gleichgewichtsprobleme, jede Kopfbewegung beeinflusst die gesamte Körperhaltung. Neigung dazu sich sofort zu setzten oder anzulehnen. Probleme mit dem Erkennen von logischen Reihenfolgen, Mustern und Sprachaufbau. Schlaffe Körperhaltung, runder Rücken und schwacher Muskeltonus (TLR vorwärts) Beine sehr steif und angespannt (TLR rückwärts). Oftmals Probleme mit Schwindel, Höhenangst, Rückenverspannungen. Brustschwimmen wird als sehr anstrengend empfunden, stattdessen lieber getaucht. Jede Kopfbewegung beeinflusst die Körperspannung. Emotional fällt es einem schwer das Herz zu öffnen.

Bedeutung bei ADHS:

  • schlechtes Kurzzeitgedächtnis
  • wenig Ordnungssinn.
  • schlechtes Zeitgefühl
  • schwierigkeiten logische Reihenfolgen einzuhalten.

Bedeutung bei Legasthenie:

  • Probleme mit dem binokularem Sehen
  • Hörverständnis ist eingeschränkt
  • Schreibprobleme/verdrehte Buchstaben, erschwertes Erkennen von Zwischenräumen
  • verlangsamte Reaktionen/langsames Arbeiten
  • eingeschränkte Raum/Zeitwahrnehmung

Entstehung: 4. – 6. Lebensmonat

Hemmung:  bis zum 36. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • Schwierigkeiten bei der Koordination Ober-/Unterkörper
  • Brustschwimmen ist sehr anstrengend
  • Rückenprobleme
  • falsche Atmung, dadurch schlechte Konzentration
  • Probleme mit dem Gleichgewicht
  • viel Spannung in den Beinen
  • häufig schlechte Haltung

Entstehung:               bei der Geburt

Hemmung:                8. – 11. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • Probleme mit der Aufmerksamkeit
  • Probleme mit der Koordination, dem Gleichgewicht und/oder der Motorik
  • Rückenprobleme
  • Probleme mit der Raum- und Tiefenwahrnehmung
  • Sehschwäche
  • Zehenspitzengang
  • mündliche Leistung meist besser als schriftlich
  • Probleme beim Lesen, nach dem Aufblicken die richtige Zeile wieder zu finden (Akkommodation)
  • Beine werden beim Schreiben gern um die Stuhlbeine geschlungen, oder man sitzt auf einem Bein. (so wird der noch aktive Reflex kontrolliert und man zwingt ihn Ruhe zu geben)
  • motorische Unruhe

Entstehung:               20. SSW

Hemmung:                3. – 9. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • große Unruhe
  • Stillsitzen fällt schwer
  • häufiges Wasserlassen
  • Skoliose
  • Konzentrationsprobleme
  • ungleiches Gangbild
  • Abneigung gegen enge Kleidung (insbesondere in der Taille)

Entstehlung:              18. SSW

Hemmung                 3. – 9. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • Probleme mit der Grob- und Feinmotorik
  • Probleme mit dem Gleichgewicht
  • Blatt wird beim Schreiben so gedreht, dass die Mittellinie des Körpers nicht gekreuzt werden muss
  • oder man kompensiert es, indem beim Schreiben ohne Linie die Zeilen nach rechts abfallen
  • verkrampfte Stifthaltung
  • beim Radfahren wird der Lenker oftmals herumgerissen, wenn man sich umschaut
  • fehlende Seitendominanz
  • Kein dominantes Ohr – wenn das linke Ohr dominant ist, oder eine wechselnde  Ohrigkeit vorherrscht, kann es zu Problemen bei der Lautverarbeitung kommen
  • Schulter- und Nackenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsprobleme
  • Lesen ist sehr anstrengend, da gleichmäßige, geschmeidige  Augenbewegungen nicht möglich sind

Entstehung:               1. Lebenswoche

Hemmung:                12. – 24. Monat nach der Geburt

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • Plattfüßig und eher langsam
  • Verschleißspuren an den Schuhen
  • Neigung zu X- oder O-Beinen
  • Probleme mit dem Gleichgewicht
  • Laufen auf Innen- oder Außenkante
  • Sport wird als anstrengend empfunden
  • Fußfehlstellungen
  • flüssiges und langes Lesen ist schwierig
  • häufig löchrige Socken am großen Zeh

Entstehung:               11. SSW

Hemmung:                2. – 3. Lebensmonat bzw. 7. – 9. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • schlechte Handschrift
  • Zähneknirschen
  • wenig Ausdauer
  • Sport wird oft als anstrengend empfunden
  • Fehlstellung der Füße
  • Artikulationsstörungen
  • Zahnfehlstellungen
  • mangelnde Feinmotorik
  • Bildung von Hammerzehen und Hühneraugen
  • Durch ständiges Ausgleichen / Kompensieren der „wackeligen Füße“ körperliche Beschwerden

Entstehung:               9. SSW

Hemmung:                4. Lebensmonat

Bleibt der Reflex weiterhin aktiv, kann es zu folgenden Auffälligkeiten führen:

  • Verspannungen im Nacken- und Brustbereich
  • Stifthaltung ist verkrampft und Schreiben wird als anstrengend empfunden
  • Zähneknirschen
  • Mundbewegungen/Zungenbewegungen beim Schreiben
  • Koordination von Hand/Mund ist beeinträchtigt
  • Kommunikationsfähigkeiten sind beeinträchtigt
  • Störung der phonologischen Fähigkeiten
Nach oben scrollen